Bitcoin Cash

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Bitcoin Cash (Abkürzung BCC oder BCH), auch Bcash, ist eine Kryptowährung, die am 1. August 2017 durch Abspaltung (Hard Fork) vom Bitcoin-Netzwerk entstand.[1][2][3] Der Grund für die Abspaltung war die Erhöhung des Blockgrößen-Limits von 1 MB auf 8 MB, sowie die kontroverse Protokoll-Erweiterung SegWit. Dadurch sind bei Bitcoin Cash achtfach so viele Transaktionen zur selben Zeit möglich. Bis zur Abspaltung (bis Block 478558) waren beide Blockchains identisch. Dadurch erhielt jeder Besitzer von Bitcoin zum Zeitpunkt des Forks Zugriff auf die gleiche Menge an Bitcoin Cash, solange dieser Zugriff auf seinen privaten Schlüssel hat.[4] Nach Marktkapitalisierung ist Bitcoin Cash die drittgrößte Kryptowährung (Stand: September 2017).[5]

Allgemeines über Kryptowährungen

Kryptowährungen existieren nicht in Form von Münzen oder Scheinen, sondern sind reines Buchgeld, das in einem elektronischen Kassenbuch, das laufend fortgeschrieben wird, bewegt werden kann. Man kann es sich vorstellen wie eine Bank, in der jeder ein Konto in einer Währung eröffnen kann, die es nur bei dieser Bank gibt. Die Bewegungen (Transaktionen) in dem Kassenbuch werden jederzeit unter allen Nutzern der Kryptowährung abgeglichen und werden – gesichert durch Verschlüsselungsverfahren – von jedem Nutzer laufend überprüft. Jeder Nutzer hat Zugriff auf eine vollständige Kopie des Kassenbuchs. Neue Einträge in das Kassenbuch werden an alle Nutzer verteilt und von einigen Nutzern in einem aufwendigen und teuren Verfahren beglaubigt und dadurch für alle Zeiten in dem Kassenbuch festgeschrieben. Diese Festschreibung geschieht in Paketen von Transaktionen, den sogenannten Blöcken und sie beinhaltet auch, dass der Beglaubiger dieses Pakets darin genau benennt, welches Paket der Vorgänger ist, damit die Reihenfolge der Buchungen eindeutig bleibt. Die Blöcke sind also in einer eindeutigen Reihenfolge verknüpft wie die Glieder einer Kette. Daher hat diese Technik den Namen „Blockchain“ (englisch für Blockkette) und auch das Kassenbuch wird als "die Blockchain" bezeichnet.

Damit die beglaubigenden Nutzer einen Anreiz haben, das teure Beglaubigungsverfahren durchzuführen, bestimmen die Nutzer, die eine Transaktion in der Währung tätigen wollen, in ihren Transaktionen eine Gebühr als Belohnung für den Beglaubiger. Zusätzlich darf der Beglaubiger sich eine Belohnung in Einheiten der Kryptowährung gutschreiben, die Blockbelohnung. Sie wird bei Bitcoin (und Bitcoin Cash) in Abständen von etwa 4 Jahren halbiert, so dass sie in Zukunft eine sehr untergeordnete Rolle in dem Prozess spielen wird, heutzutage aber noch einen signifikanten Anteil an der Entlohnung der beglaubigenden Nutzer hat.

Die Blockbelohnung ist „neues Geld“, das in den Währungskreislauf kommt, sorgt also für eine Ausweitung der Geldmenge. Das teure Beglaubigungsverfahren ist die Versicherung für die Nutzer der Währung, dass es niemand schaffen kann, eine gefälschte Kopie des Kassenbuchs in Umlauf zu bringen, um Transaktionen ungeschehen zu machen. Ein Fälscher müsste das ganze Kassenbuch seit der Transaktion, die er manipulieren möchte, neu beglaubigen und in Umlauf bringen, während alle anderen Beglaubiger dabei sind, das Kassenbuch normal weiterzuführen. Er bräuchte daher deutlich mehr Rechenleistung als alle anderen zusammen.

Die wachsende Verbreitung und Akzeptanz von Bitcoin hat in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass eine künstlich eingebaute Grenze für die Größe der Transaktionsblöcke von 1 Megabyte immer häufiger und schließlich fast permanent erreicht wurde. Der Platz in den Transaktionsblöcken ist damit eine kostbare Ressource geworden und nur wer bereit war, hohe Gebühren für den Beglaubiger vorzusehen, konnte mit einer zügigen Beglaubigung seiner Transaktion rechnen. Viele kleine Guthaben in der Währung wurden so wertlos, weil die Gebühr für eine Transaktion dieses Guthaben regelmäßig überstieg.

Seit mehreren Jahren streiten mehrere Gruppen von Entwicklern darüber, was technisch der beste Weg ist, um die Verbreitung der Nutzung von Bitcoin weiter erhöhen zu können. Über diesem technischen Streit haben einige Entwicklergruppen beschlossen, ihre Programme für die Bitcoin-Nutzung so zu verändern, dass sie ab einem bestimmten Block am 1. August 2017 eine Beglaubigung in die Welt setzen würde, die von anderen Bitcoin-Implementierungen abgelehnt werden musste. Sie erzeugten einen Block, der deutlich größer war als 1 Megabyte und sorgten mit Unterstützung von viel Rechenleistung dafür, dass diese Variante der Blockchain weiter fortgeschrieben werden konnte. So entstand eine neue Blockchain, die heute unter dem Namen „Bitcoin Cash“ bekannt ist, während die Blockchain, die noch heute unter dem Namen „Bitcoin“ firmiert, inzwischen ihre eigene technische Lösung zur Ausweitung der Blockgrößen aktiviert hat. Beide Blockchains teilen bis zu dem fraglichen Block dieselbe Transaktionsgeschichte, so dass Inhaber von Bitcoin vor der Spaltung nach der Spaltung Inhaber beider Währungen wurden. Voraussetzung für den Zugang zu dem Bitcoin-Cash-Guthaben ist jedoch, eine elektronische Geldbörse (Wallet) zu verwenden, die die Bitcoin-Cash-Blockchain unterstützt, und die eigenen Zugangsdaten zu dem Guthaben von vor der Spaltung in diese Wallet zu importieren.

Hintergrund

Der Erfinder und ursprüngliche Hauptentwickler von Bitcoin Satoshi Nakamoto hat 2010 ein Blockgrößen-Limit von 1 MB in die Referenzimplementierung eingebaut.[6] Es beschränkt die Anzahl der Transaktionen auf ca. sieben Transaktionen pro Sekunde. Zur damaligen Zeit war Bitcoin kaum verbreitet, so dass die Anzahl der Transaktionen weit unterhalb des Limits lag. Das Limit wurde eingebaut, um mögliche Angriffe auf das Netzwerk mit übermäßig großen Blöcken zu verhindern. Im gleichen Jahr schrieb Satoshi, dass das Limit zu einem späteren Zeitpunkt mit einer geringfügigen Änderung im Code erhöht werden könnte.[7]

Die Skalierbarkeit von Bitcoin und die eventuelle Erhöhung des Blockgrößen-Limits werden seit spätestens 2013 diskutiert.[8] Das Entwicklerteam der Referenzimplementierung Bitcoin Core hat eine Erhöhung des Blockgrößen-Limits abgelehnt und bevorzugte stattdessen „Off-Chain“-Lösungen. Mittlerweile war das Transaktionsaufkommen um ein vielfaches im Vergleich zu den Anfängen von Bitcoin gestiegen. Die Blockgröße wurde zu Stoßzeiten bis auf das Limit von 1 MB ausgereizt.[9] Dies führte zu höheren Transaktionsgebühren, längeren Wartezeiten für Zahlungen und verärgerte dadurch einige Benutzer. Der Stau an unbestätigten Transaktionen ist durch die Größe des Mempools erkennbar.[10]

In der Bitcoin-Community entstand eine große Uneinigkeit darüber, ob das Blockgrößen-Limit erhöht werden sollte bzw. ob „Off-Chain“-Lösungen eingeführt werden sollen („Segregated Witness“ und „Lightning“). Der Streit ging so weit, dass ein Teil der Community bereit war, alternative Bitcoin-Clients mit Regeln zur Erhöhung des Blockgrößen-Limits zu entwickeln, sich damit gegen Bitcoin Core zu positionieren und eventuell das Netzwerk zu übernehmen. Es entstanden im August 2015 Bitcoin XT, im Januar 2016 Bitcoin Unlimited und im Februar 2016 Bitcoin Classic. Diese drei alternativen Clients haben es nicht geschafft, eine Mehrheit an Mining-Hash-Power zu erreichen, die für eine Aktivierung der neuen Regeln notwendig wäre. Anfang 2017 kamen erste Überlegungen auf, eine Aktivierung von neuen Regeln auch als Minderheit auszuführen, genannt User-Activated Hard Fork (kurz UAHF).[11]

Im Mai 2017 wurde der Vorschlag BIP 91 veröffentlicht, der die Aktivierung von Segregated Witness (kurz SegWit) am 1. August 2017 vorsieht.[12][13][14][15] BIP 91 erhielt sehr breite Zustimmung der BIP 91 (97 % im Juli 2017). Ein Teil der Community sah in der Umsetzung des BIP 91 ohne eine Erhöhung des Blockgrößen-Limits eine Verzögerung der Konfrontation mit diesem Problem sowie eine Begünstigung von Bitcoin als Investition anstatt als Währung.[2][3] Andere sahen Segregated Witness als unsaubere, unnötig komplexe Lösung bzw. sogar als Versuch, Bitcoin vom Unternehmen Blockstream abhängig zu machen.[16][17][18]

Im Juni 2017 formierte sich ein Teil der Community unter dem Namen „Bitcoin Cash“, um einen User-Activated Hard Fork von Bitcoin durchzuführen.[19] Im Juli 2017 entstand dazu Bitcoin ABC, als Abspaltung des Bitcoin-Clients und als Referenzimplementierung von Bitcoin Cash.[20] Das Blockgrößen-Limit wurde von 1 MB auf 8 MB angehoben. Zum ersten Mal in der Geschichte von Bitcoin wurde ein umstrittener Fork („contentious fork“) durchgeführt. Um eine Abspaltung der Blockchain zu erzwingen, wurde die Regeln eingebaut, dass am 1. August 2017 ein Block größer als 1 MB gefunden werden muss. Die Abspaltung wurde mit Block 478559 erreicht, der in der Bitcoin-Cash-Blockchain eine Größe von 1,9 MB hat und somit von allen anderen Bitcoin-Clients außer Bitcoin ABC nicht akzeptiert wurde.[4] Außerdem wurde eine Technik eingebaut, um zu verhindern, dass Transaktionen, die durch den Inhaber von Bitcoins auf einer der beiden aus dem Fork entstandenen Blockchains in Auftrag gegeben werden, durch einen Angreifer gegen den Willen des Inhabers analog auf der zweiten Blockchain angestoßen werden können („replay protection“).[21]

Mining

Bitcoin Cash fand anfänglich eher wenig Unterstützung durch Miner. Normalerweise passt sich die Schwierigkeit zum Finden neuer Blöcke nur jede 2016 Blöcke an, was bei normaler Blockzeit von zehn Minuten zwei Wochen entspricht. Um zu vermeiden, dass wegen zu geringer Hash-Power lange Zeit kein Bitcoin-Cash-Block gefunden wird, hat Bitcoin Cash neue Regeln zur schnelleren Anpassung der Schwierigkeit eingeführt („Emergency Difficulty Adjustment“, EDA).[22] Während zwischen den ersten Blocks teilweise viele Stunden lagen, hat sich das System nach einigen Tagen auf die regulären zehn Minuten Abstand eingepegelt. Die Schwierigkeit bei Bitcoin Cash beträgt aktuell ca. 12 % der Schwierigkeit bei Bitcoin Core (Stand August 2017).[23][24]

Dem EDA gelang es jedoch nicht, die Blockintervalle auf die bei Bitcoin bisher üblichen 10 Minuten zu stabilisieren. Stattdessen führt der EDA dazu, dass sich Perioden, in denen über Stunden hinweg kein Block gefunden wird, mit Perioden abwechseln, in denen bis zu 90 Blöcke je Stunde gefunden werden. Neben einer Instabilität der Blockintervalle hat dies den Effekt, dass die Bitcoin Cash Blockchain deutlich schneller wächst als die Bitcoin-Blockchain und dadurch eine erhöhte Inflationsrate aufweist. Am 13. November plant Bitcoin Cash einen neuen Hardfork, um die EDA durch einen besseren Algorithmus zu ersetzen.[25]

Clients

Die Referenzimplementierung von Bitcoin Cash ist Bitcoin ABC, die von Bitcoin Core abgespalten wurde. Außerdem haben die Entwicklerteams von Bitcoin XT, Bitcoin Unlimited und Bitcoin Classic jeweils eine Bitcoin-Cash-Variante ihres Clients veröffentlicht.

Als Light-Client (ohne vollständige Blockchain) gibt es Electron Cash, der von Electrum abgespalten wurde.[26]

Nodes

Das Bitcoin-Cash-Netzwerk besteht aus ca. 750 Bitcoin-ABC-Nodes (Anzahl weiterer Clients unbekannt). Zum Vergleich: Das Bitcoin-Core-Netzwerk hat ca. 5500 Bitcoin-Core-Nodes und weitere durch kompatible Clients (Stand August 2017).[27]

Wechselbörsen

ViaBTC, Kraken, Bitfinex und Poloniex und viele andere Wechselbörsen ermöglichen den Handel mit Bitcoin Cash.[28] Coinbase, BitMEX, Exodus und Bitstamp wollen den Handel mit Bitcoin Cash nicht unterstützen.

Siehe auch

Externe Links

Einzelnachweise

  1. Bitfinex says miners to create chain called Bitcoin Cash. In: alarabiya.net. 28. Juli 2017, abgerufen am 7. August 2017 (english).
  2. 2,0 2,1 Some Bitcoin Backers Are Defecting to Create a Rival Currency. The New York Times, 25. Juli 2017, abgerufen am 10. August 2017 (english).
  3. 3,0 3,1 Joon Ian Wong: "Bitcoin cash" is a new twist in the hard fork debate—and a way to bet on the outcome of the cryptocurrency's civil war. Quartz, 25. Juli 2017, abgerufen am 10. August 2017 (english).
  4. 4,0 4,1 Das kleine 1×1 zur Bitcoin Cash Fork: Alles, was ihr wissen müsst. In: BitcoinBlog.de. 8. August 2017, abgerufen am 10. August 2017.
  5. CryptoCurrency Market Capitalizations
  6. Commit vom 15. Juli 2010 In: github.com.
  7. Nachricht von Satoshi Nakamoto vom 4. Oktober 2010
  8. bitcointalk.org-Thread vom 1. November 2013
  9. Durchschnittliche Blockgröße - Blockchain.info
  10. Bitcoin-Mempool-Größe. In: Blockchain.info.
  11. Twitter-Post von Jihan Wu vom 4. April 2017
  12. BIP 91
  13. When Will Bitcoin Fork, and What's It Mean for Crypto's Future? Inverse, 26. Juli 2017, abgerufen am 10. August 2017.
  14. Aaron van Wirdum: BIP 91 Has Activated. Here’s What That Means (and What It Does Not). Abgerufen am 8. August 2017.
  15. BIP 91 Locks In: What This Means for Bitcoin and Why It's Not Scaled Yet. CoinDesk, 21. Juli 2017, abgerufen am 10. August 2017.
  16. Why We Must Increase the Block Size and Why I Support Bitcoin Unlimited hrsg=ViaBTC. 12. Oktober 2016, abgerufen am 10. August 2017.
  17. Why we don’t support SegWit. ViaBTC, 13. April 2017, abgerufen am 10. August 2017.
  18. Core’s 1MB limit holds bitcoin community hostage, says cryptanalyst. In: CalvinAyre.com. 3. Mai 2017, abgerufen am 10. August 2017.
  19. Veröffentlichung der UAHF-Spezifikation
  20. Bitcoin ABC auf GitHub
  21. Das kleine 1×1 zur Bitcoin Cash Fork: Alles, was ihr wissen müsst. In: BitcoinBlog.de - das Blog für Bitcoin und andere virtuelle Währungen. 8. August 2017 (bitcoinblog.de [abgerufen am 30. Oktober 2017]).
  22. Jimmy Song: Bitcoin Cash Difficulty Adjustments. 2. August 2017, abgerufen am 10. August 2017.
  23. https://blockchair.com/bitcoin/blocks
  24. https://blockchair.com/bitcoin-cash/blocks
  25. Bitcoin Cash: Hardfork am 13. November zu besserer EDA. In: BitcoinBlog.de - das Blog für Bitcoin und andere virtuelle Währungen. 30. Oktober 2017 (bitcoinblog.de [abgerufen am 30. Oktober 2017]).
  26. Electron Cash
  27. Anzahl der Bitcoin-Nodes auf Coin Dance
  28. Bitcoin Cash (BCH) | CoinMarketCap

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